Zuhause bei der Ski-Königin
Frida Hansdotter ist die erfolgreichste Slalom- Skifahrerin der Welt und bei allen internationalen Wettbewerben vertreten. Mit ihrem Sponsor Seco teilt sie eine ganz besondere Eigenschaft: „Wir wollen beide in unserem Bereich die Besten der Welt sein.“Wir treffen uns an einem heißen Sommertag im Freilichtmuseum Fagersta in Schweden. Weiter als hier kann man von steilen Berghängen und verschneiten Pisten eigentlich nicht entfernt sein. Frida Hansdotter hat entschieden, die Skier für ein paar Monate beiseite zu legen. Das letzte Mal stand sie im Mai auf den Brettern, die ihre Welt bedeuten. Erst am 1. August wird es wieder Zeit, in die Skistiefel zu schlüpfen.
2016 gewann Frida Hansdotter den Slalom-Weltcup und darf sich jetzt als erfolgreichste Slalom-Skifahrerin der Welt bezeichnen. Doch hier in ihrer Heimat wirkt sie gar nicht wie eine Ski-Königin. „Das ist der große Unterschied zwischen meinem Zuhause und der Ski-Szene“, sagt sie mit einem Lächeln. „Hier bin ich nicht die Skifahrerin, sondern einfach nur Frida.“

Wenn ich auf die Saison 2015/2016 zurückblicke, muss ich natürlich zuerst an Jasná in der Slowakei denken. Das war Anfang März, als sie sich im vorletzten Rennen den Gesamtsieg des Slalom- Weltcups sicherte.
„Dieser Tag in Jasná war mein bestes und schlechtestes Rennen zugleich. Ich war nicht gut unterwegs und kam nur als Zehnte an, aber ich hatte den Gesamtsieg in der Tasche. In St. Moritz war ich ganz entspannt und habe es auf den dritten Platz geschaft.“
Hansdotter wuchs in Norberg auf, einer kleinen Ortschaft etwa 15 Kilometer von der Seco Tools-Hauptniederlassung in Fagersta entfernt. An die Skier ist sie von Geburt an gewöhnt – zunächst in der Rückentrage auf den Schultern von Papa Hans, später dann auf eigenen Beinen auf der örtlichen Skipiste Klackberg. Bis ins Teenager-Alter war sie auch auf Langlaufskiern unterwegs und spielte Fußball, aber danach drehte sich alles nur noch um Ski Alpin.
„Wir waren eine sportliche Familie“, erinnert sich Frida Hansdotter. „Während sich meine Freunde am Freitagabend für die Disco schick machten, sind wir ins Auto gestiegen und zum Skifahren in die schwedischen Berge gefahren. Uns hat das viel Spaß gemacht!“
Mehrmals während unseres Gesprächs betont Frida Hansdotter, wie viel Freude ihr das Skifahren bereitet, sei es beim Wettbewerb, beim Trainieren oder einfach beim Freizeitfahren.
„Der Spaß an der Sache hat mich so weit gebracht. Wenn ich am Starthang stehe, lächle ich immer“, beschreibt sie. „Ich bin überhaupt nicht nervös. Ich schaue nur, welche Möglichkeiten die Piste bietet und bereite mich darauf vor, alles zu geben. Dann schaue ich, wie weit mich das bringt.“
ABER IST ES WIRKLICH NUR DER SPASS? Braucht man nicht auch ein bisschen Ehrgeiz? „Na klar!“ meint sie. „Ich bin bei allem, was ich tue, sehr ehrgeizig. Egal ob beim Bowling, beim Wikingerschach [einem traditionellen schwedischen Picknick-Spiel] oder beim Knobeln.“
Ach ja, fällt ihr ein, sie musste lernen, sich zu konzentrieren. Das hat ihr in ihrer erstaunlichen Karriere immer wieder geholfen.
„Erfolg ist für mich eine Kombination aus Konzentration, Harmonie und Technik. Und ich teste gerne meine Grenzen aus.“
Frida Hansdotter ist an rund 200 Tagen im Jahr mit Wettbewerben oder Reisen beschäftigt. Viele Länder hat sie schon bereist, wollte aber ihre Heimat nie verlassen: Nach ihrer Jugend in Norberg lebt sie heute mit ihrem Lebensgefährten in Fagersta.
„Hier zuhause bei meinen Freunden und meiner Familie fühle ich mich sicher“, erklärt sie. „Es ist ein schönes Gefühl, hierher zurückzukommen, um Körper und Geist eine Pause vom Skifahren zu gönnen. Aber ich bereite mich natürlich auch auf die kommende Saison vor.“
Wenn sie Zeit hat, werkelt sie zuhause herum und verbringt Zeit mit ihren Freunden und ihrer Familie. Als ich sie frage, wo der Pokal mit der Kristallkugel steht, den sie beim Slalom-Weltcup gewonnen hat, muss sie zugeben, dass sie ihn noch nicht einmal ausgepackt hat. Ein Schicksal, das sich die Trophäe mit ihren anderen Pokalen teilt.
„Wir haben eine Gästehütte, die ich im Ski-Stil dekorieren könnte. Vielleicht steht dort ja irgendwann ein spezieller Frida-Schrank“, lacht sie.
IN DER SAISON 2016/2017 wird die Konkurrenz Frida Hansdotter auf den Fersen sein. „Mir ist noch gar nicht richtig bewusst, dass ich wirklich die Beste der Welt bin und jeder mich schlagen will“, gibt sie sich bescheiden. „Natürlich will ich den Titel behalten. Aber ich will auch endlich meinen ersten Riesenslalom auf dem Podium beenden. Deswegen freue ich mich auf ein schönes Rennen bei der Skiweltmeisterschaft in St. Moritz.“
Noch bis 2019 möchte Frida Hansdotter dem Profi-Lager erhalten bleiben. „Dann findet der Weltcup hier in Åre statt und es wäre ein toller Abschluss, in Schweden eine Medaille zu gewinnen. Danach werden wir sehen... Ich mache mir über die Zukunft keine Sorgen.“